Wie Schlaf das Sehen „dimmt“, aber Gefahren durchlässt
Schlaf bedeutet nicht „Sinne aus“. Ein Charité-Team zeigt in Nature, wie Taufliegen im Schlaf visuelle Reize rhythmisch filtern: Ein neuronaler „Schlaffilter“ im Fliegengehirn dämpft eintreffende Signale so weit, dass Erholung möglich ist – lässt aber starke Reize als Wecksignal passieren. Das löst ein altes Rätsel: Wie bleibt ein Organismus im Schlaf reaktionsfähig, ohne ständig aufzuwachen? Methodisch kombiniert die Studie Bildgebung, Genetik und präzise Verhaltens-Paradigmen. Auch wenn Drosophila kein Mensch ist, liefern solche Grundlagen-Mechanismen Hypothesen, wie Aufmerksamkeits-Gating im Schlaf bei Wirbeltieren funktionieren könnte – relevant u. a. für Schlafstörungen, Narkose-Forschung und möglicherweise Nebenwirkungen sedierender Medikamente. Für die Neuro- und Pharmaforschung bedeutet das: Gezielte Modulation solcher Filterkreise könnte künftig Schlafqualität verbessern, ohne die Arousal-Bereitschaft (Sicherheitsaspekt) zu verlieren. Zudem bietet das klar umrissene Schaltwerkzeug der Fliege ein Testbett für Wirkstoffe, die Schlaf- und Reizverarbeitung entkoppeln. Kurz: Ein präziser Mechanismus mit breiter Relevanz – made in Berlin. Charité – Universitätsmedizin Berlin